Quartäre Ablagerungen

22 - Umgang mit Naturgefahren Geologische Modellierung Hydrogeologische Modellierung Thematische Karten des Untergrunds Verwaltung von Georesourcen

Nutzung und Aufwertung von Quartärdaten aus dem Rhône-Tal – Vielfältige Herausforderungen

90% der Bodennutzung in der Schweiz betrifft den nahen Untergrund, der durch quartäre Ablagerungen entstanden ist. Diese Böden bestehen hauptsächlich aus Lockergestein und stellen Lagerstätten für verschiedene Rohstoffe dar (Wasser, mineralische Rohstoffe, geothermische Energie). Die geologische Beschaffenheit des Bodens bestimmt auch bestimmte Bodeneigenschaften, die für die Nutzung natürlicher Ressourcen (Hydrogeologie, Geothermie), für die Errichtung von unterirdischen und nicht unterirdischen Bauwerken (Geotechnik) oder für die Vermeidung von Naturgefahren (z.B. Erdbebenrisiko – Standorteffekt) von Bedeutung sind.

Der kantonale Kataster der geologischen Sondierungen(Geokataster) ermöglicht heute die Nutzung dieser quartären Daten, die von den Geologen in den Ingenieurbüros zusammengestellt und interpretiert wurden. Die Arbeit von CREALP besteht darin, diese lokalen Daten durch einen globalen Ansatz aufzuwerten, der sich auf die Nutzung dieser Informationen in größerem Maßstab stützt. Das CREALP ist an verschiedenen Projekten beteiligt, die sich mit der regionalen, kantonalen und nationalen Nutzung von Untergrunddaten befassen, um verschiedene wissenschaftliche Probleme zu lösen.

Auszug aus einem Bohrprotokoll – Rhône-Tal, Wallis (© BEG)

GEOQUAT: EIN NATIONALES INFORMATIONSSYSTEM ZUR QUARTÄRGEOLOGIE | SCHWEIZ

Der Nationale Geologische Dienst(SGN) startete 2014 das GeoQuat-Projekt, um ein nationales Informationssystem für die Geologie des Quartärs zu implementieren. Dieses Informationssystem soll die Visualisierung, Analyse und 3D-Modellierung von Untergrunddaten ermöglichen. Die Schaffung einer nationalen Datenbank für quartäre Lockergesteine ist der erste Schritt des Projekts. Sie soll die aus geologischen Bohrungen gewonnenen Informationen strukturieren und harmonisieren, die Sammlung und Erfassung erleichtern und eine zentralisierte Verwaltungslösung bieten. Für die Implementierung dieser Datenbank wurden 4 Pilotregionen – Visp (VS), Birrfeld – AG, Aaretal (BE) und Vierwaldstätersee (NW, OW, SZ, LU, ZG) – ausgewählt, um gezielte Produkte (z.B. geologische, hydraulische und hydrogeologische 3D-Modelle) für spezielle Problemstellungen wie Grundwasserverschmutzung, Erdbebenrisikomanagement oder Management von natürlichen Ressourcen zu entwickeln.

Im Auftrag des SGN bot CREALP wissenschaftliche und technische Unterstützung bei der Zusammenstellung und digitalen Verarbeitung von Bohrlochdaten aus der Pilotregion Visp. Mehr als 600 Bohrlöcher wurden aus dem Geokataster extrahiert und gemäß dem vom SGN entwickelten und bereitgestellten Datenmodell verarbeitet.

Das GeoQuat-Projekt wird in Partnerschaft mit den Bundesämtern(BAFU, BFE), den Kantonen, den eidgenössischen Kommissionen (SGPK, SGTK), den Hochschulen(UNIBE, ETHZ) und verschiedenen privaten Partnern(Nagra, Holcim, Ingenieurbüros) durchgeführt.

GROUNDWASSERPROBLEMATIK Visp | Wallis

Von Ende 2011 bis Ende 2013 war die Stadt Visp mit einem außergewöhnlichen Anstieg des Grundwasserspiegels konfrontiert, der lokal fast 2,00 m bei Niedrigwasser und 1,50 m bei Hochwasser erreichte. Angesichts der dadurch entstandenen Probleme beauftragte der Kanton Wallis in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Visp ein Gutachten, um den Ursprung des Grundwasseranstiegs durch eine detaillierte Analyse der verfügbaren Beobachtungsdaten zu ermitteln. Im Rahmen dieser Studie beauftragte die Dienststelle für Umwelt (SEN) die Firma Deltares mit der Entwicklung eines 3D-Flussmodells des Visper Beckens, um ein besseres Verständnis des Aquifersystems zu erhalten und den relativen Anteil der verschiedenen Faktoren zu quantifizieren, die seine Funktion und seine Versorgung regeln.

CREALP wurde beauftragt, die geologischen Grunddaten für die Erstellung und Parametrisierung des Reservoirmodells (Füllung und Permeabilität) zu liefern. Zu diesem Zweck wurden fast 250 Bohrungen, die direkt aus dem Geokataster entnommen wurden, auf der Grundlage der ursprünglichen geologischen Informationen aus den Bohrprotokollen gründlich bearbeitet. Jedem litho-stratigraphischen Horizont wurde ein lithologischer Code (Überschwemmungsablagerungen, Flussablagerungen, Moorablagerungen usw.), ein hydrogeologischer Code (eingeschlossener oder nicht eingeschlossener Aquifer, Aquitard usw.) und ein litho-k Code zugewiesen.

Die Methode der Litho-K-Codes besteht darin, den Durchlässigkeitswert von quartären Lockergesteinen auf der Grundlage lithologischer Elemente zu schätzen. Diese Methode wurde vom TNO-NITG entwickelt und in die kantonale hydrogeologische Datenbank REGIS(Kanton Wallis) implementiert.

3D-Darstellung von Bohrdaten – lithologische Kodierung von litho-stratigraphischen Horizonten (Projekt Groundwasserproblematik Visp, SEN, Deltares, 2015)
3D-Darstellung von Bohrdaten – hydrogeologische Kodierung von litho-stratigraphischen Horizonten (Projekt Groundwasserproblematik Visp, SEN, Deltares, 2015)

Informationen

Projektleiter:

PASCAL ORNSTEIN

PASCAL ORNSTEIN
Responsable de filière Expert en hydrogéo-informatique



Projektträger: Service géologique national (SGN)